Terror in den Alpen
Geschichte
Terror in den Alpen
Problemkind in der Mitte Europas: Vor 90 Jahren wurde Südtirol per Vertrag italienisch. Die „deutschen Männer am Brenner“ waren in Italien nicht willkommen.
Von FOCUS-Online-Autor Frieder Leipold

Als 1933 in Deutschland ebenfalls Faschisten an die Macht kamen, setzten einige Südtiroler ihre Hoffnung auf Adolf Hitler. Immerhin hatte der bereits Österreich „heim ins Reich“ geholt und um das Sudetenland einen Krieg riskiert. Doch das Schicksal der deutschsprechenden Bevölkerung jenseits der Alpen schien die Nationalsozialisten wenig zu kümmern. Nach der Beschreibung des Historikers Rolf Steininger kam diese Haltung jedoch erst spät zum Ausdruck: „Die Ernüchterung kam für Etliche am 7. Mai 1938 mit Hitlers Rede in Rom. Hier machte er erneut klar, dass es sein ,unerschütterlicher Wille und sein Vermächtnis an das deutsche Volk´ sei, ,die von der Natur aufgerichtete Alpengrenze für immer als eine unantastbare anzusehen´.“ Immerhin schloss er mit Mussolini einen Vertrag, wonach ausreisewillige Südtiroler im Deutschen Reich neu angesiedelt werden sollten – in Gebieten, die man allerdings erst noch erobern musste.
Doch diese Auswanderung war bei den Südtirolern selbst mehr als umstritten. Bei der Wahl zwischen der „Option“, also der Abwanderung, und dem Verbleib im ungeliebten Italien, brachen bald regelrechte Kämpfe aus. Der Riss zwischen „Optanten“ und „Dableibern“ zog sich dabei durch Ortschaften, genauso wie durch Familien. In den hitzigen Debatten warf man sich gegenseitig vor, mit den deutschen Nationalsozialisten oder den italienischen Faschisten gemeinsame Sache zu machen. Am Ende stimmten 85 Prozent der Südtiroler für die Auswanderung nach Deutschland.
Doch nur etwa 75 000 der insgesamt 250 000 Südtiroler emigrierten tatsächlich. Und statt der versprochenen neuen Siedlungsgebiete erwartete die Auswanderer eine feindselige Bevölkerung, die in den „Katzlmachern“ aus dem Süden nur weitere hungrige Mäuler sahen. Mit der Niederlage des Faschismus in Deutschland und Italien kehrten die meisten von ihnen schließlich desillusioniert nach Südtirol zurück. Das Zusammenleben von Optanten und Dableibern nach dem Krieg war schwierig.
Aber nicht nur der Riss innerhalb der südtiroler Bevölkerung verkomplizierte die Lage: Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Italiener den Südtirolern mehr Autonomie versprochen – dies aber nicht eingehalten. „In den 1950er-Jahren wurde deutlich, dass Italien nicht bereit war, seine Zusagen einzuhalten“, erklärt Politiker Hans Heiss. Der Frust aufseiten der Südtiroler führte zu heftigen Reaktionen.
Gesellschaft mit Riss
Doch diese Auswanderung war bei den Südtirolern selbst mehr als umstritten. Bei der Wahl zwischen der „Option“, also der Abwanderung, und dem Verbleib im ungeliebten Italien, brachen bald regelrechte Kämpfe aus. Der Riss zwischen „Optanten“ und „Dableibern“ zog sich dabei durch Ortschaften, genauso wie durch Familien. In den hitzigen Debatten warf man sich gegenseitig vor, mit den deutschen Nationalsozialisten oder den italienischen Faschisten gemeinsame Sache zu machen. Am Ende stimmten 85 Prozent der Südtiroler für die Auswanderung nach Deutschland.
Doch nur etwa 75 000 der insgesamt 250 000 Südtiroler emigrierten tatsächlich. Und statt der versprochenen neuen Siedlungsgebiete erwartete die Auswanderer eine feindselige Bevölkerung, die in den „Katzlmachern“ aus dem Süden nur weitere hungrige Mäuler sahen. Mit der Niederlage des Faschismus in Deutschland und Italien kehrten die meisten von ihnen schließlich desillusioniert nach Südtirol zurück. Das Zusammenleben von Optanten und Dableibern nach dem Krieg war schwierig.
Aber nicht nur der Riss innerhalb der südtiroler Bevölkerung verkomplizierte die Lage: Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Italiener den Südtirolern mehr Autonomie versprochen – dies aber nicht eingehalten. „In den 1950er-Jahren wurde deutlich, dass Italien nicht bereit war, seine Zusagen einzuhalten“, erklärt Politiker Hans Heiss. Der Frust aufseiten der Südtiroler führte zu heftigen Reaktionen.